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Lose Stuhlsitze aufarbeiten: Von de Reparatur bis hin zu kreativen Stoffwechseln werden verschiedene Techniken und Tipps vorgestellt
Hier werden wir uns damit beschäftigen, wie man lose Stuhlsitze aufarbeiten kann, um ihnen neues Leben einzuhauchen und gleichzeitig ihre Funktionalität und Ästhetik zu verbessern. Von einfachen Reparaturen bis hin zu kreativen Stoffwechseln werden wir verschiedene Techniken und Tipps erkunden, um Ihre Stühle wieder zu einem Highlight in Ihrem Zuhause zu machen.
Meist ist es ein Zeichen für eine hochwertige, dauerhafte Bauweise, wenn ein Stuhl mit lose eingelegtem Sitzpolster ausgestattet ist. Wenn Sie ein solches Stück besitzen, rangieren Sie es niemals aus, nur weil ein Sitz unansehnlich geworden ist! Es ist überhaupt nicht schwer, einen solchen Stuhl aufzupolstern und ihm zu „neuem Ansehen“ zu verhelfen. Zum Polstern brauchen Sie Gurte, Jute, Schaumstoff, Nessel, Gurtnägel und Blauköpfe.
Gestell und Sitzrahmen müssen im Holz gesund sein. Lose Verbindungen sollten Sie gut verleimen. Bei Holzwurmbefall wird der Schädling mit Wurmfluid bekämpft, Wurmlöcher schließt man nach der Behandlung mit Flüssigholz. Das nötige Werkzeug: kleiner Hammer, Schraubendreher, Kneifzange, Filzstift und Schneiderkreide, Bandmaß, zwei kleine Zwingen, Stoffschere und ein Holzklotz zum Spannen der Gurte.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten, Gurte straff verspannen
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Befestigen Sie den Gurt mit drei Gurtnägeln auf der Oberseite des Rahmens. Das freie Ende zurückfalten, mit zwei Nägeln sichern.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Wickeln Sie das lange Gurtende um den Spannklotz. Ziehen Sie den Gurt auf äußerste Spannung. Rückfalte nicht vergessen.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Die querlaufenden Gurte werden als Flechtmuster geführt. Selbst bei starker Belastung können sie sich nicht verziehen oder verdrehen.
Bevor Sie die Gurte spannen, decken Sie eine geeignete Arbeitsfläche, einen alten Küchentisch etwa, mit einem Laken ab. Legen Sie Ihr Werkzeug griffbereit. Um die alte Polsterung abschlagen zu können, muss der Sitz mit der Unterseite nach oben liegen. Zwingen Sie ihn so fest, dass er nicht verrutscht.
Schlagen Sie jetzt mit Hammer und Schraubendreher alle Nägel los und nehmen Sie das alte Polstermaterial ab. Ist der „nackte“ Rahmen heil und gesund, können Sie mit dem Neuaufbau beginnen.
Ermitteln Sie die benötigte Gesamtlänge aller Gurte, indem Sie außen am Rahmen messen:
Länge plus größte Breite plus 3 cm Umlage plus 36 cm zum Umwickeln des Spannklotzes. Bei kleinen Sitzen müssen Sie dieses Maß mit zwei, bei großen mit drei multiplizieren.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten, Maschenweite
Die Abstände der Gurte sollten nicht weiter als etwa eine Gurtbreite sein. Legen Sie die Gurtenden so auf den Sitzrahmen, dass 3 cm frei überstehen. Schlagen Sie drei Gurtnägel nebeneinander ein und falten Sie den Überstand zurück. Sichern Sie ihn mit zwei weiteren Nägeln. Das freie Gurtende um den Spannklotz wickeln, über die Gegenseite spannen und ebenfalls festnageln.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten, Abdeckung
Um das Gurtgeflecht und die umgeschlagenen Bezugenden an der Unterseite sauber zu verkleiden, brauchen Sie zwei rahmengroße Bespannungen aus feiner Jute. Bevor sie verarbeitet werden, dienen sie als Schablonen für den Bezugstoff. Sie müssen parallel zum Fadenlauf auf den Stoff gelegt werden.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Legen Sie den Rahmen fadengerade auf die doppelt gelegte Jute. Zeichnen Sie den Umriss auf und schneiden Sie ihn entsprechend aus.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Auf die linke Bezugseite legen Sie das Jutemuster mittig und fadengerade auf. Übertragen Sie den Umriss rundum mit 10 cm Stoffzugabe.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Sie legen eine Seite der Jute 1 cm nach innen um und nageln sie mit Blauköpfen an. Zunächst die gegenüberliegende Seite spannen.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten, Schaumstoff
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Die Unterkante der Matte wird rundum 2,5 cm breit abgeschrägt. Sie erzielen so eine gefällige Abrundung der Sitzfläche.
Teilen Sie den Nesselstreifen mit einer Längsfalte. Kleben Sie eine Hälfte faltenfrei auf die unbeschnittene Seite der Matte.
Die Schaumstoffauflage sollte rundum 1,5 cm größer sein als der Sitzrahmen, ihre Stärke 5 cm betragen. Beim Schaumstoff empfiehlt sich ein Raumgewicht von 40 und eine Stauchhärte von ebenfalls 40. Kaufen Sie ihn beim Fachhändler.
Die Schaumstoffauflage bestimmt Form, Lebensdauer und Bequemlichkeit des Sitzes. Achten Sie deshalb auf Qualität.
Damit das Sitzprofil nicht eckig erscheint, schrägen Sie die unteren Kanten der Matte rundum mit einer scharfen Schere ab. Zur Befestigung der Matte am Rahmen schneiden Sie für jede Rahmenseite einen 10 cm breiten Nesselstreifen zu, an beiden Enden 10 cm länger als die Seite. Falten Sie alle Streifen längs in zwei Hälften. Kleben Sie eine Hälfte mit Textilkleber auf die unbeschnittene Seite der Matte. Mit diesen „Zugstreifen“ wird die Schaumstoffauflage über die Jute gelegt und am Rahmen angenagelt.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Einpassen und spannen
Legen Sie die Schaumstoffmatte paßgenau auf den jutebespannten Rahmen, sorgen Sie durch festes Streichen mit der Hand von der Mitte nach den Seiten dafür, dass Schaumstoff und Jute vollflächig und leicht gespannt aufeinanderliegen. Halten Sie die Matte fest und drehen Sie den Rahmen um — mit der Oberseite nach unten.
Jetzt ziehen Sie die Zugstreifen straff über den Rahmen und heften sie in größeren Abständen an. Durch Sicht- und Handkontrollen können Sie Spannung und Kantenrundung so regulieren, dass sie allseitig gleichmäßig sind. Anschließend nageln Sie die Zugstreifen fest und ziehen einen Heftnagel nach dem anderen heraus.
Der Weißbezug aus Nessel, mit dem Sie nun den Schaumstoff abdecken, hat die gleiche Größe wie der Möbelstoffbezug, also Rahmengröße plus rundum 10 cm Zugabe. Er stabilisiert die Schaumstoffauflage und verhindert, dass sich der Möbelstoff bei Belastung und Erwärmung am Schaumstoff festsaugt. Decken Sie die Schaumstoffplatte gleichmäßig mit Nessel ab, streichen Sie den Weißbezug glatt und drehen Sie den Rahmen wieder um.
Die Bespannung erfolgt auf die gleiche Weise wie beim Schaumstoff: zunächst in Abständen heften, rundum die Spannung regulieren und festnageln.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten, Ecken annageln
Die Stoffecken werden flach und straff über die Rahmenecken gezogen und in der Mitte festgenagelt. Mit den Fingern kniffen Sie zum Nagel hin zwei tiefe Falten.
Um die Ecke ganz flach auszubilden, schneiden Sie die in den Falten liegenden Stoffdreiecke mit der Schere heraus und nageln die verbleibende Zunge flach auf den Rahmen. Darüber legen Sie erst den einen, dann den anderen Außenzipfel.
Nach dem Heften spannen Sie den Schaumstoff rundum gleichmäßig an und nageln ihn fest. Danach ziehen Sie die Heftnägel heraus.
Ziehen Sie die Streifen straff über die Ecke, in der Mitte festnageln. Restlichen Stoff in kleinen Falten annageln, Überschuss abschneiden.
Decken Sie das Polster mit Nessel ab. Erst heften, nach dem Spannen festnageln. Die Ecken herunterziehen und mittig festnageln.
Mit den Fingern kniffen Sie zwei tiefe Falten. Die innenliegenden Stoffdreiecke ausschneiden und Stoffzipfel flachnageln.
Bezugstoff mittig aufziehen
Die Größe des Bezuges entspricht der Rahmengröße plus rundum einer Zugabe von 10 cm.
Schon bei der Auswahl des Bezugstoffes sollten Sie einige wichtige Grundsätze beachten, damit Sie sich an den neubezogenen Stuhlsitzen lange erfreuen können.
Verarbeiten Sie nur Möbelstoffe. Dekorationstoffe sind den Belastungen nicht gewachsen und halten daher nicht lange. Möbelstoffe liegen 130-140 cm breit. Es lassen sich also daraus zwei Stuhlsitze zuschneiden. Hat Ihr Stoff ein Muster, sollte es so angeordnet sein, dass es auf jedem Stuhlsitz das gleiche, geschlossene Bild zeigt.
Auf Rapport achten
Gemusterte Stoffe haben in der Längsrichtung einen „Rapport“ – die Strecke, in der sich das Muster wiederholt. Dieser Rapport muss auf allen Stuhlsitzen das gleiche Bild ergeben. Sie müssen die benötigte Menge Stoff also nach Rapportlängen bemessen.
Wenn es sich bei dem Stuhl, den Sie restaurieren möchten, um ein echtes Stilmöbel handelt, sollten Sie ihn nicht einfach mit irgendeinem Bezugstoff bespannen, der gerade zu Ihrer Einrichtung paßt. Heutzutage werden wieder viele Bezugstoffe gefertigt, die sich in Muster und Webart an alten Vorbildern orientieren und die daher für eine stilistisch adäquate Restauration bestens geeignet sind.
Markieren Sie die Seitenmitten des Sitzpolsters mit Schneiderkreide, die des Bezugstoffes, indem Sie ihn falten. Nun ist es kein Problem, das Polster genau mittig auf den Bezug zu legen.
Heften Sie den Bezugstoff zunächst an und spannen Sie ihn dann ebenso, wie Sie zuvor den Weißbezug befestigt haben. Schnitte von den Stoffecken in Richtung auf die Ecken des Polsters erlauben es Ihnen, auch stärkere Stoffe so zu spannen, dass sie in diesen Problemzonen glatt, faltenfrei und nicht zu dick liegen.
Der Stoff wird längs gefaltet, die Mitte markiert. Den gepolsterten Sitz so auf die linke Stoffseite legen, dass die Mitten übereinstimmen.
Tipp Attraktive Alternative
Einen attraktiven Sitzbezug können Sie auch aus einem alten Ledermantel herstellen. Überprüfen Sie den Zuschnitt beidseitig auf Fehler oder Nähte. Dann behandeln Sie das Leder wie Bezugstoff und bespannen den Stuhlsitz.
Lose Stuhlsitze aufarbeiten, Fertigstellung
Spannen Sie die Bodenabdeckung sorgfältig auf, um einen sauberen Abschluss zu erhalten. Denken Sie an die schmale Umlage nach innen!
Sitz mit der Hinterkante zuerst einlegen. Klemmt der Rahmen, vorsichtig mit leichten Schlägen nachhelfen. Hammer immer mit einem Tuch umwickeln!
Um den Stuhl nach unten sauber zu verschließen, nehmen Sie den zweiten Jutezuschnitt und spannen ihn glatt auf die Unterseite des Rahmens. Denken Sie an die schmale Umlage nach innen, bevor Sie die Gurtnägel anschlagen!
Sitz einlegen
Legen Sie das Sitzpolster mit der hinteren Kante zuerst in den Stuhl ein. Wenn der Rahmen etwas klemmt, helfen Sie mit leichten Hammerschlägen sanft nach. Damit der Bezug nicht beschädigt wird, wickeln Sie den Hammer am besten in ein Tuch.
Sie sollten den Stoff regelmäßig reinigen. Es genügt, ab und zu mit dem Staubsauger über den Bezug zu gehen. So können sich keine Schmutzpartikel im Gewebe einnisten. Lässt sich die Anwendung eines Reinigungsmittels nicht umgehen, probieren Sie es zunächst an einer verdeckten Stelle.