Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

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Heimwerkern mit besonderen Ansprüchen möchten wir hier zeigen, wie man fachgerecht Mattgeschliffene Lackierungen erzeugt.

Seit es Mattlacke gibt, ist die Technik für Mattgeschliffene Lackierungen nahezu in Vergessenheit geraten; und seit wasserverdünnte Acryllacke zur Verfügung stehen, ist mehr über die Zusammensetzung eines Lacks als über seine Wirkung auf einem Werkstück zu erfahren. In diesem Artikel möchten wir diesem Missstand ein wenig abhelfen.

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Vor einiger Zeit war der Begriff Schleiflack fast ein Schimpfwort, gleichbedeutend mit bieder bis geschmacklos. Dabei wurden – und werden – nicht nur verschnörkelte Frisiertische im „Gelsenkirchener Barock“ und wuchtige Schlafzimmer mit Schleiflack-Oberfläche angeboten:

Auch manch edles Designobjekt weist eine mattgeschliffene Lackierung auf, ohne dass sie mit dem leicht verrufenen Namen Schleiflack gekennzeichnet wird.

Schleiflack entsteht in einer ziemlich umständlichen und zeitaufwendigen Prozedur. Man trägt den Lack in mehreren Schichten auf; jede einzelne Lackschicht muss sorgfältig geschliffen werden, damit eine makellos ebene und perfekt matte Fläche entsteht.

Weil die Lackschichten immer erst vollständig durchtrocknen müssen, bevor man sie schleifen kann, vergeht viel Zeit, bis die Schleiflackierung fertig ist. Bei handwerklicher Fertigung schlägt der nötige Zeitaufwand gehörig zu Buche; in der Industrie wird diese Oberflächenbehandlung daher oft längst nicht so sorgfältig ausgeführt, wie es bei Handarbeit möglich wäre – ein Grund dafür, dass Schleiflack nicht überall den besten Ruf genießt.

Der Heimwerker mit Geduld und hohem Anspruch sieht jedoch im Schleiflack eine Schlußbehandlung für selbst gefertigte Möbel, die zwar einige Mühe bereitet, aber unvergleichlich schön wirkt und zudem hohe Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit bietet.

Schließlich ist das Möbel am Ende mit drei, fünf oder mehr Lackschichten geschützt.

In einer Schleiflackfläche darf nicht die mindeste Vertiefung oder das kleinste, im Lack eingeschlossene Staubkorn zu sehen sein:

Nach dem letzten Schliff muss die Fläche gleichmäßig matt erscheinen.

Da kommt man häufig nicht umhin, noch eine weitere Schicht Lack aufzutragen und nachzuschleifen, um endlich eine perfekte Oberfläche zu schaffen, die über Jahre nichts von ihrer Eleganz verliert.

 

Mattgeschliffene Lackierungen. Geeignete Lacke

Eine Schleiflackierung wird, schon während sie entsteht, durch die Zwischenschliffe stärker strapaziert als ein gewöhnlicher Lacküberzug während der ganzen Lebensdauer des betreffenden Möbels. Deshalb empfiehlt es sich, bei dieser Oberflächenbehandlung nur allerbeste Lacke zu verarbeiten.

Sie müssen pigmentgesättigt sein, damit sie den Untergrund auch in den nach dem Schliff verbleibenden hauchdünnen Schichten vollständig abdecken;

Füllstoffe und Bindemittel müssen eine hohe Festigkeit haben, damit sie schleiftauglich sind.

 

Mattgeschliffene Lackierungen. Tipp

Obwohl das Schleifen Unebenheiten in einer Lackfläche beseitigt: Staubkörner kann man beim Schleiflackieren auf dem frischen Lack überhaupt nicht gebrauchen. Staub und Fusseln verdrängen aufgrund ihrer elektrostatischen Aufladung die Inhaltstoffe des Lacks aus ihrer unmittelbaren Umgebung und erzeugen dadurch mikrofeine Krater.

Deshalb gilt als oberstes Gebot: Nur in einem sauberen Raum arbeiten und Durchzug, der Staub aufwirbeln könnte, unbedingt vermeiden, solange der Lack frisch ist.

 

 

Acryllacke sind fürs Schleiflackieren kaum geeignet.

Alkydharzlacke, im Handel häufig unter der Bezeichnung „Kunstharzlack“ erhältlich, bringen die gewünschten positiven Eigenschaften mit. Der Preis ist vielfach ein wichtiger Anhaltspunkt, ob die Qualität des jeweiligen Produkts zum Schleiflackieren ausreicht.

Billige Lacke eignen sich selten für eine solche Oberflächenbehandlung. Sie können sowohl Mattlack als auch glänzende Decklackfarben verarbeiten.

Mattlack enthält etwas mehr Festkörper als Glanzlack, er ist deshalb etwas scheuerfester. Unabhängig davon, ob Sie Matt- oder Decklack aufbringen, jeder Farbauftrag muss mindestens zwölf Stunden durchtrocknen, bevor Sie ihn schleifen.

 

Mattgeschliffene Lackierungen. Grundierung des Werkstücks

Wie gut eine Lackierung gelingt, hängt maßgeblich von der Beschaffenheit des Untergrundes ab. Das gilt besonders fürs Schleiflackieren.

Ein perfekt vorbereiteter Untergrund ist die Voraussetzung dafür, dass die erste Lackschicht gelingt.

Für diese Art der Schlußbehandlung sind nur Hartholz-Oberflächen geeignet, weil nur sie auf Dauer fest und eben bleiben. Bei Weichhölzern bildet sich aufgrund der unterschiedlichen Struktur von Früh- und Spätholz nach einiger Zeit eine „waschbrettartige“ Oberfläche heraus, die Wirkung des Lacküberzugs wird beeinträchtigt.

Bei Harthölzern besteht diese Gefahr nicht.

Schleifen Sie die Holzfläche zunächst in Faserrichtung ab, um lose, angeschnittene Holzfasern zu entfernen, und saugen Sie allen Schleifstaub gründlich ab. Ein Staubsauger hat als Werkzeug gegenüber einer Bürste oder einem Besen den Vorteil, dass er kaum Staub aufwirbelt.

Mattgeschliffene Lackierungen. Schnellschliffgrund

Das vorbereitete Holz streichen Sie mit einer Hart- oder Schnellschliffgrundierung. Sie füllt die Holzzellen an der Oberfläche, festigt die Holzstruktur und sorgt so dafür, dass die nachfolgenden Aufträge – Spachtelmasse und erste Lackierung – nicht zu tief ins Holz eindringen.

Tragen Sie den Schnellschliffgrund satt auf. Er soll gut durchtrocknen, bevor Sie mit Schleifpapier der Körnung 180 Holzfasern, die sich aufgerichtet haben, abschneiden und alle Unebenheiten des Grundieranstrichs gründlich beseitigen.

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Überarbeiten Sie das rohe Holz in Faserrichtung mit feinem Schleifpapier. Ein Schleifklotz sorgt für eine ebene Kontaktfläche zwischen Papier und Holz.

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Schnellschliffgrund wird satt aufgetragen und nach dem Durchtrocknen geschliffen. Danach den Schleifstaub restlos entfernen.

 

Mattgeschliffene Lackierungen. Spachtelauftrag und Bimsschliff

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Lackspachtel mit einem Japanspachtel auftragen und gleichmäßig verteilen. Schräg zur Faser arbeiten, um die Porenrillen zu füllen.

Die beschliffene Grundierung ist noch längst nicht so glatt, dass sie einen einwandfreien Untergrund für den ersten Lackauftrag abgibt. Das Holz muss nun noch gespachtelt werden.

  • Tragen Sie den Lackspachtel mit einem elastischen Japanspachtel so gleichmäßig wie möglich auf.
  • Arbeiten Sie quer zur Faserrichtung und zu den Porenrillen.
  • Die Spachtelmasse muss vollständig durchtrocknen, bevor der Auftrag geschliffen werden darf.

Man arbeitet dabei mit Nass Schleifpapier Körnung 180, mit einem Schleifklotz – und mit feinstem Bims Mehl, das als zusätzliches Schleifmittel dient.

Bims Mehl schmirgelt, ohne Riefen zu erzeugen; es mindert zugleich die Aggressivität des Schleifpapiers. Das feine Steinpulver wird trocken auf die gespachtelte Fläche aufgebracht und dort mit ein paar Tropfen Wasser angefeuchtet.

 

Mattgeschliffene Lackierungen. Grate beseitigen

Führen Sie den Schleifklotz mit kreisenden Bewegungen über die Fläche; üben Sie nur wenig Druck aus. Bearbeiten Sie die Fläche möglichst gleichmäßig. Wenn Sie das Gefühl haben, dass alle Grate und Unregelmäßigkeiten des Spachtels beseitigt sind, reinigen Sie die Fläche sorgfältig mit einem feuchten Schwamm oder Tuch.

Haben Sie nicht den Eindruck, dass die Oberfläche des Werkstücks einwandfrei eben und glatt ist, sollten Sie noch einmal Lackspachtel auftragen und nachschleifen.

Es ist besser, Sie nehmen jetzt einen weiteren Arbeitsgang in Kauf, als Unebenheiten erst mühsam nach dem ersten Lackauftrag beseitigen zu müssen.

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Den durchgehärteten Spachtel mit feinem Schleifpapier, Bims Mehl und Wasser bearbeiten, bis eine glatte Fläche entstanden ist.

 

Erster Lack

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Schon die erste Lackschicht so gleichmäßig auftragen, dass der Untergrund gut bedeckt ist und keine Pinselspuren zu sehen sind.

Auf die von Bimsmehlresten und abgeschliffenen Spachtelkörnchen gereinigte Fläche können Sie nun die erste Lackierung satt auftragen.

Verwenden Sie dabei nicht, wie sonst bei Lackierungen üblich, erst einmal eine Vorstreichfarbe, sondern arbeiten Sie gleich mit dem Lack, den Sie auch bei den folgenden Beschichtungen auftragen wollen.

Es zahlt sich aus, von Anfang an mit bestmöglicher Qualität zu arbeiten.

 

„Haarpflege“

Qualität zählt auch beim Malwerkzeug.

Ein billiger Pinsel, der bei gewöhnlichen Lackarbeiten durchaus seinen Zweck erfüllen mag, wäre hier fehl am Platz. Der Kopf muss die Farbe gleichmäßig aufnehmen – und abgeben.

Bevor Sie den Lack auftragen, sollten Sie erst einmal den Pinsel „bearbeiten“:

Die Borsten werden mit den Fingerspitzen „massiert“, um alle Borsten, die nicht fest eingebunden sind, zu entfernen. Nicht nur Staub, auch ein Pinsel mit „Haarausfall“ beeinträchtigt den gleichmäßigen Lackauftrag, die Voraussetzung für einen einwandfreien Schleiflack.

Der Lack wird satt, aber nicht verschwenderisch dick aufgetragen.

Führen Sie den Pinsel zunächst in parallelen Strichen in Längsrichtung, dann verschlichten Sie mit quer verlaufenden Pinselstrichen. Zum Schluß ziehen Sie den Pinsel noch einmal ganz leicht in Längsrichtung über die eben lackierte Fläche, um sie zu glätten.

 

Schleif-Filz

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Selbstgefertigtes Werkzeug fürs Schleiflackieren: Eine dicke Filzplatte wird mit doppelseitigem Klebeband unter einem Brettabschnitt befestigt, der als Griff dient.

Eine selbst gefertigte Schleifplatte ist ein wichtiges Werkzeug zum Schleiflackieren. Sie setzen sie zusammen mit Bims Mehl und Wasser zum Überschleifen der Lackschichten ein.

Ein Brettabschnitt und eine Filzplatte, wie sie in allen Baumärkten beim Maurer- bzw. Verputzer Werkzeug zu finden ist, sind die Materialien für den Schleif-Filz.

Gewöhnlich klebt man solche 10 mm dicken Filzplatten unter Glättekellen.

Fürs Schleiflackieren befestigt man ein passendes Stück mit doppelseitig klebendem Band unter dem Holz.

 

Schongang

Der Filz sorgt dafür, dass das Bims Mehl gleichmäßig auf der Lackierung wirkt und keine Riefen und Kratzer entstehen.

Zur schonenden Behandlung trägt auch bei, dass Sie reichlich Wasser auf die Lackfläche bringen.

Bims Mehl und Wasser vermischen sich zu einer „Schmirgelpaste“.

Der Filz nimmt sie teilweise auf.

Nach jedem Arbeitsgang lässt sie sich leicht auswaschen.

Dünnerer Filz, Stücke von Nadelfilzfliesen etwa, die als Bodenbelag angeboten werden, sind fürs Schmirgeln ungeeignet.

Zufriedenstellende Ergebnisse erzielt man nur mit einem ziemlich dicken Filzpolster, das eine ebene Oberfläche aufweist.

Die Oberfläche von Nadelfilz ist für diese Arbeit zu stark „zerklüftet“. Unter einer solchen Filzplatte würde das Bims Mehl klumpen und ungleichmäßig einwirken.

 

Im Wechsel lackieren und schleifen

Wenn der erste Lackauftrag völlig durchgetrocknet ist, greifen Sie zur selbst gefertigten Schleifplatte, um der Oberfläche mit Bims Mehl und Wasser zu Leibe zu rücken.

Es ist wichtig, die Fläche bis in die Winkel und auch an den Kanten gleichmäßig zu bearbeiten. Glauben Sie, Ihr Ziel erreicht zu haben, wischen Sie die Schleifpaste mit einem sauberen Tuch von einer Teilfläche und prüfen, ob der zuvor glänzende oder matt schimmernde Lack ebenmäßig stumpf geworden ist oder ob Sie ihn noch weiter bearbeiten müssen.

Entspricht die Lackschicht Ihren Erwartungen, wird die ganze Fläche gründlich gesäubert. Man wischt sie nass ab, lässt die Fläche trocknen und entfernt dann den meist zurückbleibenden Schleier mit einem trockenen Tuch.

Anschließend kann man eine zweite fehlerlose Lackschicht auftragen.

 

Mattgeschliffene Lackierungen. Schicht für Schicht

Auch die zweite Lackschicht wird geschliffen und sorgfältig gesäubert. Ist man nach eingehender Prüfung mit dem Ergebnis zufrieden, ist die Arbeit abgeschlossen.

In aller Regel dürfte aber eine weitere Lackierung nötig sein.

Fünf oder sechs Lackschichten sind nicht außergewöhnlich, damit durch das nachfolgende Schleifen eine Oberfläche entsteht, die überall gleichmäßig matt ist, in der keinerlei Einsprengsel mehr zu finden sind und die sich auch im Farbton ebenmäßig zeigt.

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Eine Paste aus Bims Mehl und Wasser wird auf dem Lack verrieben, sein Glanz dadurch gebrochen. Wischen Sie die Schleifpaste zunächst nass ab; arbeiten Sie mit trockenem Lappen nach.

Mattgeschliffene Lackierungen fachgerecht ausführen

Mattgeschliffene Lackierungen. Mindestens drei Lackschichten sind aufzutragen und nachzuschleifen, damit eine einwandfreie Schleiflackfläche entsteht. Fünf bis sechs Schichten sind nichts Außergewöhnliches.

 

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