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Wir zeigen Ihnen, welche Handgriffe Sie kennen müssen und welches Material einzukaufen ist, wenn Sie neue Sitzpolster für alte Stühle benötigen
Neue Sitzpolster für alte Stühle, möbeln Sie das alte Stück wieder auf ! Der Aufbau einer Sitzpolsterung mit Gurten, Federn und Auflagen mag zunächst ein wenig schwierig erscheinen, weil die richtige handwerkliche Arbeitsweise und auch einige Werkzeuge unbekannt sind.
Wir zeigen Ihnen, welche Handgriffe Sie kennen müssen und welches Material einzukaufen ist. Die wenigen speziellen Werkzeuge belasten den Geldbeutel aber nicht sonderlich.
Um Ihnen unnötige Wege zu ersparen, empfehlen wir, sich an ein Fachgeschäft für Polstereibedarf zu wenden. Schauen Sie in die „Gelben Seiten“ des Branchen Telefonbuches. Sie finden dort unter diesem Stichwort die richtige Adresse für die richtigen Werkzeuge als auch die geeigneten Materialien für das „Innenleben“ Ihres Stuhls.
Auswahl des Bezugstoffes
Bei der Auswahl des Bezugstoffes sollten Sie aber nur wirkliche Polsterstoffe in Betracht ziehen. Verwenden Sie keine Dekorationsstoffe. Achten Sie stets darauf, dass der neue Stoff für den späteren Verwendungszweck geeignet ist. Polsterstoff liegt mindestens 1300 mm breit, was zwei Stuhlsitzbreiten entspricht. Prüfen Sie die Anordnung von Mustern und Motiven. Diese müssen so auf dem Stoff verteilt sein, dass auch eine halbe Bahn auf Ihrem Stuhlsitz noch ein geschlossenes Bild ergibt.
Ist Ihr alter Stuhl ein Stilmöbel, sollten Sie den neuen Stoff passend aussuchen. Denken Sie bei der Auswahl aber auch an seine Pflegeeigenschaften, einen fest genähten und genagelten Sitzbezug kann man nicht zum Waschen abziehen.
Das wird gemacht
- Altes Polstermaterial vom Stuhlgestell „abschlagen“ (entfernen). Den Arbeitsplatz mit Folie oder einem alten Bettlaken abdecken, weil z. B. Palmfaser oder Kokos stark streuen
- Den alten Bezug und die Auflagen möglichst in einem Stück abtrennen. Diese Teile dienen später als Schnittmuster
- Füllmaterial, besonders Roßhaar, zur späteren Wiederverwendung zurücklegen
- Die Federn losschneiden, die Gurte lösen und alle Nägel entfernen
- Die neue Polsterung auf dem „nackten“ Gestell aufbauen
- Stoff und Zwischenlagen zuschneiden und Sitz formen
- Polsterfläche bespannen und Kanten versäubern
Material
- Polstergurte (rollenweise)
- Spiralfedern (Stuhsitzfedern)
- Polsterzwirn (dreifach)
- Schnürfaden
- Polsterwatte in Lagen
- Federleinen (starke Jute)
- Füllmaterial (Roßhaar)
- Palmfaser, (Kokosfaser)
- Abschlußborte und Kleber
Werkzeug
Für das Abschlagen:
- Holzhammer und Stechbeitel
- Scharfe Kneifzangen (oder alter Schraubendreher)
- Nagel-, Klammernheber
Für den Aufbau:
- Polsterhammer oder Hammer mit Magnetkopf
- Gurtnägel, Blaukopfnägel
- Tacker
- Gurtspanner, um Gurte und Stoffe über den Rahmen zu spannen
- Stoffschneidende Schere
- Universalmesser
- Schneiderkreide
Neue Sitzpolster für alte Stühle, altes Polstermaterial entfernen
Beim Abschlagen mit Hammer und Stechbeitel arbeiten Sie in Richtung der Holzmaserung. Verletzen Sie nie die sichtbaren Holzflächen.
Beim Abschlagen gehen Sie schrittweise vor. Lassen Sie Stoffbezug, Zwischenlagen als auch Gurte möglichst in einem Stück. Nach dem Muster der alten Stücke schneiden Sie dann die neuen Teile zu. Füllmaterial, besonders das wertvolle Roßhaar, können Sie, wenn Sie es gründlich auflockern, anschließend wieder verwenden. Die Reihenfolge der Lagen entspricht dem Schnittschema (Bild).
Merken Sie sich die Anordnung der – meistens vier oder fünf – Sprungfedern, bevor Sie die Schnürung abtrennen. Sind die Federn nicht verbogen, kann man sie dann wieder verarbeiten. Geknickte oder verrostete Federn sollten Sie aber ersetzen.
Jetzt wird das Holzgestell gesäubert.
Beim Arbeiten mit Hammer und Meißel schlagen Sie behutsam in Richtung der Holzmaserung, damit die sichtbaren Gestell Teile und Verzierungen nicht beschädigt werden. Zuletzt drehen Sie den Stuhl um und nehmen die Staubkappe auf der Unterseite ab.
Ist das Gestell von allen Rückständen befreit, überprüfen Sie es auf Holzwurmbefall. Finden Sie Wurmgänge, müssen Sie zunächst den Schädling bekämpfen und dann sorgfältig alle Löcher mit Flüssigholz-Spachtel auf Kunststoffbasis verschließen.
Der Zustand des Gestells, besonders die Verbindungen der Teile, aber auch das massive Holz, ist sorgfältig auf Festigkeit, lose Verbindungen als auch Risse zu untersuchen. Meistens genügt aber eine neue Verleimung unter kräftigem Press Druck.
Das“ Innenleben“ eines Polsterstuhls.
Starke Gurte aus Jute sind die Basis, auf die die Sprungfedern genäht werden. Sie fangen das Gewicht ab. Dem Sitzkomfort dienen schützende Auflagen aus Roßhaar oder anderem Füllmaterial aus Natur – oder Kunstfaser. Zwischenlagen aus Jute, Nessel oder Polsterwatte verhindern auch unter Belastung ein Verrutschen der Füllung. Der Bezugstoff gibt dem Stuhl dann seine besondere Note.
Polstermaterial
Polstermaterial: Bälle aus Palmfaser, Haar und Roßhaar. Auflagen aus Polsterwatte und Jute. Unten: Proben von Vlies, Kokos und Nessel.
Teile für den Sitzaufbau: Spiralfedern, Hakenfeder, Zickzackfeder, Federband. Rollen mit Gurten aus Jute, Gummi und Drell.
Tipp
Achten Sie beim Einkauf von Gurten, Watte und Einlagestoff (Jute, Nessel) stets darauf, dass Sie Meterware von der Rolle- in einem Stück und in geschlossenen Längen – bekommen. Restpartien haben oft verschiedene Dehnungsgrade. Es lohnt also die Mühe, vorher den jeweiligen Gesamtbedarf zu errechnen.
Gurte und Federn befestigen
So ermitteln Sie die benötigte Gurtlänge. Messen Sie den Abstand zwischen den gegenüberliegenden Holmen und geben Sie zweimal 25 mm dazu. Sie müssen nämlich beim Aufnageln die Enden jeweils umlegen, damit die Zugkraft bei Belastung abgefangen wird. Wenn Sie die Gurte mit einem Zugspanner auf den Rahmen ziehen, geben Sie zur Sicherheit auf die gesamte Gurtmenge nochmals 150 mm zu. Jedes Gurtende wird mit fünf Gurtnägeln angeschlagen. Setzen Sie die Streifen so dicht, dass die Lücken in jeder Richtung nicht breiter als ein Gurt sind.
Wenn die Federn fest auf die Gurte genäht sind, werden sie anschließend mit Schnürfaden gespannt und festgehalten. Dazu schlägt man Nägel genau fluchtend mit den Gurten in den Sitzrahmen. Für die Mittelfeder wird der Faden um den mittleren Nagel des hinteren Holms geknotet, anschließend den Nagel fest einschlagen.
Drücken Sie die Feder um etwa 50 mm zusammen. Ziehen Sie den Faden quer über den oberen Ring vorn und hinten mit je einer Umwindung fest, und verknoten Sie ihn dann mit dem mittleren Nagel des vorderen Holms. Dann schlagen Sie auch diesen Nagel fest in den Holm ein.
Bei den übrigen Federn ist der Faden anders zu führen.
Knoten Sie ihn zunächst so um den entsprechenden Nagel, dass ein etwa 25 cm langes Fadenstück herabhängt. Führen Sie nun den Faden zur nächstgelegenen Feder, und schlingen Sie ihn dann an der nagelabgewandten Seite um den zweiten Ring von oben. Von dort ziehen Sie den Faden schräg zum oberen Federring (jetzt auf der nagelnahen Seite), schlingen ihn herum und führen den Faden dann zur nächsten Feder.
Dort wiederholen Sie den Zickzackverlauf in umgekehrter Reihenfolge, ehe der Faden wieder zum Nagel geführt und verknotet wird. Auch hier brauchen Sie etwa 25 cm Faden hinter dem Knoten für eine zusätzliche Verschnürung. Diese Fadenstücke knoten Sie an den oberen Ring der nächstgelegenen Federn – und zwar mit so viel Spannung, dass der obere Federring leicht zur Außenseite des Polsters geneigt ist.
1. Die Gurte werden im Ftechtmuster aufgelegt. Das Ende des gespannten Gurtes legen Sie um.
2. Jede Sprungfeder wird mit Rundnadel und Zwirn dreimal in gleichen Abständen aufgenäht.
3. Das Federleinen mit Blauköpfen an der Rahmenkante annageln und mit der Rundnadel festnähen.
4. Ebenfalls mit der Rundnadel ziehen Sie in das Federleinen rund um die Sitzkante große Schlingen.
Polsteraufbau
Mit einer großen Rundnadel und Zwirn schlagen Sie, beginnend an einer Ecke, auf der Oberseite des Sitzes (entlang den Kanten) so große Schlingen, dass Sie in jede drei Finger stecken können. Ziehen Sie das Roßhaar oder anderes Füllmaterial kräftig aus, und stopfen Sie jeweils etwa eine Handvoll unter die Zwirnschlingen. Zuletzt füllen Sie die Mittelfläche des Sitzes aus. Die gesamte Auflage sollte etwa 150 mm hoch sein.
Zupfen Sie das Füllmaterial gleichmäßig und locker zurecht. Denken Sie aber daran, dass sich jede Unebenheit an der Sitzoberfläche zeigt und beim Sitzen später unbequem wirkt.
5. Das Füllmaterial gut auflockern und auszupfen. Die Auflage soll eben und bequem werden.
6. Die Füllung wird mit Spannleinen aus Jute abgedeckt. Straff spannen und knapp an die Holme nageln.
7. Mit der Doppelspitznadel und Zwirn setzen Sie grobe Befestigung Stiche durch die Füllung.
Blindstich, Rollkante, Gurtspanner
8. Das „Blindnähen“ der Seitenflächen formt das Profil. Große Seitenhöhen erfordern zwei Blindnähte.
9. Mit der eingehaltenen „Rollkante“ geben Sie dem Sitz ein kantiges Profil, der Stuhl wirkt nun strenger.
10. Die Rollkante bildet sich durch das Anlegen großer Schlingen, die sich gegeneinander zuziehen.
11. Eine Lage Polsterwatte oder Kunststoffvlies gleicht die letzten Unebenheiten des Aufbaus aus.
12. Der Nesselbezug (Weißbezug) wird über die Watte gespannt und an getackert oder genagelt.
13. Benutzen Sie den alten Stoffbezug als Schnittmuster. Achten Sie auf einen geraden Musterlauf.
14. Der Stoff sollte so straff wie möglich gespannt werden, damit er unter Belastung nicht nachgibt.
15. Die Stoffkanten nicht umlegen, sondern abschneiden. Den Abschluss bildet eine aufgeklebte Borte.
Die Sitzkanten stabilisieren Sie durch umlaufende „Blindstiche“.
Eine Doppelspitznadel mit einem langen Zwirn wird, beginnend mit der linken Stuhlseite und oberhalb der Nägel, im Winkel von 45° seitlich in die Jute gestochen. Ziehen Sie dann die Nadel durch die Jute, bis das Öhr erscheint. Bevor der Zwirn zu sehen ist, wird die Nadel so zurückgeschoben, dass sie etwas links vom Einstich wieder erscheint. Legen Sie einen Schlingenknoten um den Faden. Etwa 50 mm rechts von der Schlinge erneut einstechen, fast vollständig durchziehen, dann so zurückholen, dass der Zwirn mittig zwischen dem Einstich und der Schlinge austritt.
Bevor Sie aber die Nadel ganz herausziehen, schlingen Sie den Zwirn zwei – oder dreimal um die Nadel, um den Stich zu befestigen, dann dichtziehen. Legen Sie die Blindnaht rund um den Sitz, bei hohen Kanten nähen Sie zwei Blindnähte übereinander.
Rollkante nähen
Mit einer eingenähten „Rollkante“ können Sie den Umriss des Sitzes markanter gestalten. 25 mm neben der Sitzkante ziehen Sie rundum eine Kreidelinie auf Sitz – und Seitenfläche. Fangen Sie wieder von links an. Die Doppelspitze wird in einem Winkel von 45° in die seitliche Hilfslinie gestochen und tritt dann an der oberen wieder aus. Durchziehen, bis der Faden erscheint. Schieben Sie jetzt die Nadel so zurück, dass sie neben dem ersten Einstich herauskommt.
Legen Sie einen Schlingenknoten. Etwa 25 mm rechts vom Knoten wird die Nadel erneut eingestochen, zur oberen Linie durchgezogen und so zurückgeführt, dass sie 12 mm links vom Einstich austritt. Nun zeichnet sich die Rollkante ab.
Benutzen Sie den gebügelten alten Bezug als Schnittmuster für den neuen. Legen Sie ihn zunächst zur Probe auf. Achten Sie aber auf einen geraden Lauf des Gewebes als auch exakten Sitz von Muster und Motiv. Spannen Sie den Bezug möglichst straff auf den Rahmen.
Gurtspanner
Wenn der Stoff kräftig genug ist, können Sie einen Gurtspanner benutzen. Stoffkanten sollten Sie niemals umlegen, sondern immer nur abschneiden. Der Übergang zum Gestell wird durch eine Borte verdeckt. Vergessen Sie nicht, den Staubbezug wieder anzubringen.